In einer Kirche stehen. Für einen Augenblick lang eins sein mit den Steinen des Bodens, mit den Mauern, mit den Fenstern, mit den Bögen, mit den spitzen und den runden, mit Himmel und Erde, mit gestern und heute, mit Leib und Seele, mit mir und den anderen, mit Freunden und Feinden, mit Gott in mir, mit Gott außer mir. Für einen Augenblick nichts als Sein. Ewig sein. Mensch sein.
Text von einem Flyer, den Pastor Engel für die Besucher ausgelegt hatte.
Hier stand früher der Bordesholmer Altar, der nun im Schleswiger Dom zu sehen ist. Bronzekenotaph für Herzog Friedrich I. von Schleswig-Holstein-Gottorf und seine Gemahlin Anna von Brandenburg (1514 hier beigesetzt)Detail: Mariae VerkündigungMadonna in einer Nische der Muhlius-Kapelle
Die Petruskirche befindet sich schräg gegenüber von meinem zuhause – sie ist „meine“ Kirche. Als ich vor Jahren das Glück hatte in diesen schönen Stadtteil ziehen zu können, da war die Kirche ohne Gemeinde und verwaist. Sie wurde nur gelegentlich durch Konzerte belebt. Aber schließlich hatte sie Glück – es fand sich ein Förderverein, der sich um die Renovierung kümmerte! Einige Jahre später zog endlich wieder eine Gemeinde ein; mittlerweile gibt es auch ein Café im Nebengebäude.
Der imposante Turm beherrscht den Stadtteil.
Backstein – so schlicht, so vielseitig!
Die Jugendstil-Fenster wurden mit Spenden des Fördervereins renoviert. Sie bilden einen faszinierenden Kontrast zu der Mächtigkeit des Baus.
Skulpturen von Otto Flath
Der Blick zur Decke lohnt sich – ein Kirchenschiff für die Marine.
Auf der Rasenfläche rechts stellt das Café Dreimaster am Wochenende Tische und Stühle raus. Ein wunderschöner Platz für eine Pause! Links hinter den Bäumen befindet sich die Einfahrt zum ehemaligen Marine-Lazarett, dem sogenannten Anschar-Krankenhaus.
Das #wirbleibenzuhause fällt jeden Tag schwerer – und Tagesausflüge sind in Schleswig-Holstein ja erlaubt. Vor einigen Tagen hatte ich mich daher spontan entschieden eine Radtour zu zwei Stationen des Pilgerwegs zu machen. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, in Corona Zeiten unterwegs zu sein.
Beim Fahren über Land war alles ganz normal. Mein erster Halt war die St. Jürgen Kirche in Gettorf. Ein recht monumentales Gebäude für den kleinen Ort.
St. Jürgen Kirche in Gettorf
Ich stellte das Fahrrad ab und ging zur Tür. Ein laminierter Hinweis „Offene Kirche“ mit Verhaltensregeln. Davon wurde ja berichtet – die Kirchen sind für ein stilles Gebet geöffnet! Der Griff zu Klinke belehrte mich eines besseren – abgeschlossen! Und kein weiterer Hinweis.
Merke: In diesen Zeiten ist es noch wichtiger sich vorher genau zu informieren! Na gut, dann erstmal weiter.
Gut Altenhof
Eckernförder Bucht – stürmischer Ostwind
Hier am Hundestrand waren recht viele Leute, die aber alle gut Abstand halten konnten. Je näher ich der Innenstadt kam, desto mehr Spaziergänger und Radfahrer waren unterwegs. In der Fußgängerzone fühlte ich mich komisch. Die vielen schönen kleinen Geschäfte hatten wieder geöffnet. Es waren auch Leute unterwegs – für Eckernförder Verhältnisse aber eher wenig. Mein Ziel war die schöne St. Nikolai Kirche.
St. Nikolai in Eckernförde
Blick in Richtung Fußgängerzone/Einkaufsstraße
Zuletzt war ich in der Adventszeit hier – da konnte man auch noch rein … Ja, auch hier hatte ich kein Glück. Also bleibt nichts anderes als abzuwarten! Weiter ging es Richtung Hafenspitze …
Rundsilo am Hafen
Wenn Ihr mal nach Eckernförde kommt, dann achtet auf die vielen Engel, die auf den Gebäuden sind!
Zum Abschluss schaute ich bei der Bonbonkocherei vorbei. Die war ebenfalls geschlossen. Kann ich verstehen – in dem Laden ist es völlig unmöglich Abstand zu halten! Immerhin haben sie draußen einen Automaten aufgestellt, und ich konnte mir einen Lolli ziehen. 🙂
Naschi gibt es zum Glück immer!
Mein Fazit der Tour: Klar, ich kann auf dem Pilgerweg unterwegs sein. Da fühlt es sich auch gut an alleine zu sein. Aber die Stimmung in den „Etappenzielen“ ist eben doch anders als sonst. Dass die Restaurants geschlossen haben, finde ich nicht so dramatisch; verpflegen kann man sich bei den Bäckereien und Lebensmittelgeschäften. Aber geschlossene Kirchen sind traurig!
Also schwelgen wir weiter in Erinnerungen und warten geduldig auf die weitere Entwicklung.
Vor einige Tagen war ich zu einem Seminar in Nenndorf-Rosenfeld. Direkt neben dem Tagungsort befindet sich diese schöne Kirche.
Ich nutzte die Pause, um reinzuschauen …
Ist das nicht bezaubernd? Mit der brennenden Kerze! So einladend!
Schnitzerei in einer Stuhllehne
Der Spruch gefällt mit gut! Heutzutage sind viele ja hauptsächlich mit Jammern (auf sehr hohem Niveau!) beschäftigt. Fröhlich sein, dankbar sein – das ist doch viel schöner. Beten ohne Unterlass – das ist schon etwas schwieriger. Ich ersetze es mal durch: „Sei achtsam!“ Oder vielleicht „Selbstreflexion“?
Vor einigen Tagen hatte ich einen Termin in Schönberg und kam an der Kirche vorbei. In Schleswig-Holstein sind die Kirchen während der Woche ja meist geschlossen – aber ich dachte mir, einen Versuch ist es wert …
Und siehe da – die Kirchentür stand einladend offen! Also hinein … Ganz alleine mit dem Geruch der alten Holzbänke, mit dem Licht, dem Altar … Platz nehmen auf einer der Bänke … den Blick zentriert – und die Gedanken plötzlich auch! Tief atmen … Ruhe innen und außen … Zeit steht still.
Plötzlich kommen Leute hinein … ich bin zurück in der geschäftigen Welt.
Dankbar für diese Momente voller Achtsamkeit verlasse ich die Kirche; mit neuer Kraft und vielen Gedanken. Hat Pilgern nicht etwas mit diesen besonderen Momenten zu tun? Mit bewussterem Wahrnehmen? Mit „Entschleunigen“?
Neue Antwort auf obige Frage: „Ja, das geht!“
Ich werde es „alltägliches Pilgern“ nennen und mal schauen, wie oft es mir gelingt und was es mit mir macht. Auf jeden Fall hilft mir diese Idee bereits damit klar zu kommen, dass ich meine große Tour noch nicht beginnen konnte. Und das ist ja schon mal was!