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Explanatio Regulae Benedicti

Leider konnte ich dieses Jahr nicht an einem Kurs in der Abtei in Eibingen teilnehmen und die Mitgliederversammlung der Akademie St. Hildegard wurde – aus bekannten Gründen – abgesagt. 
Um nicht vollkommen den Bezug zur Thematik zu verlieren, habe ich mir ein kleines Büchlein gekauft, das von Sr. Maura Zátonyi OSB verfasst wurde. 
Einige Abschnitte in dem Buch haben wir in den vergangenen Seminaren angesprochen – und so fühle ich mich zumindest etwas mit dem „Geist der Abtei“ verbunden.

In ihrer gewohnt frischen Art erklärt Sr. Maura in der Einleitung, was genau es mit der Regel Benedikts auf sich hat und warum sie schließlich in den meisten Klöstern angewendet wurde. 

… indem er den scharfen Nagel der Regel weder zu hoch noch zu niedrig, sondern in der Mitte des Rades einschlug, sodass jeder daraus, sei er stark oder gebrechlich oder schwach, nach seiner Möglichkeit in angemessener Weise trinken kann. …

Außerdem geht es um die beiden wichtigsten Punkte im benediktinischen Leben:

1.    In der Discretio (maßvolle Unterscheidung) begründete Menschlichkeit.

2.    In der Gastfreundschaft begründete Ehrfurcht.  

🕂🕂🕂

Ich habe dieses Büchlein sehr gerne gelesen, da es mir half den benediktinischen Geist besser zu verstehen und auch weil mir dadurch klar wurde, warum ich mich in der Abtei so unglaublich wohl gefühlt habe. 

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Gebete der heiligen Hildegard

Ich hatte überlegt irgendeine Art von Gebetbuch mit auf den Pilgerweg zu nehmen – für die ruhigen Momente in den Kirchen. Dann habe ich „zufällig“ antiquarisch dieses Buch von Walburga Storch OSB gefunden. Auf der ersten Etappe war es schon dabei und schenkte mir einige schöne Momente.

Heute möchte ich Euch das erste Gebet vorstellen.
Es stammt aus Scivias 1.4 „Die Klage der Seele“

Schmerzliche Pilgerschaft

Ich irre umher im Schatten des Todes
als PILGER im fremden Land;
mein Trost ist das Ziel der Wanderschaft.

Gefährtin der Engel sollte ich sein,
dein lebendiger Hauch, o Gott, im Lehm.
Müßt‘ ich dich nicht erkennen und spüren?

Weh mir, mein Zelt hat nach Norden
das Auge des Leibes gerichtet!
Gefangen wurde ich dort und – ach! –
des Lichtes beraubt und der Freude am Wissen,
mein ganzes Gewand ward zerrissen!
Aus meinem Erbe vertrieben
führte man mich in die Knechtschaft.

Wo bin ich, wie kam ich hierher?
Wer tröstet mich in der Gefangenschaft?
Wie kann ich diese Ketten zerreißen?
Wer schaut wohl nach meinen Wunden,
wer salbt sie mit Öl und erbarmt sich?

O Himmel, erhöre mein Rufen,
du Erbe bebe vor Trauer mit mir!
Ein Fremdling bin ich ohn‘ Trost und Hilfe.