Diptam ist mehr warm als kalt und trocken und er enthält die Kräfte des Feuers und des Steins, weil er dauerhaft wie ein Stein in seinen Kräften ist. Und wie das, was aus dem Feuer kommt, darin Hitze enthält, so ist der Diptam wirksam gegen Krankheiten, in denen er sich selbst durchsetzt.
Ein Mensch nämlich, der am Herzen Beschwerden hat, soll aus Diptam hergestelltes Pulver essen, und die Herzbeschwerden werden gedämpft.
Und wenn infolge einer fetten Veranlagung in einem Menschen ein Stein wächst oder gerade zu wachsen beginnt, soll jener Diptam zerkleinern und dieses Pulver häufig zusammen mit Weizenbrot essen, und es hindert den Stein am Wachsen. Ein Mensch, in dem ein Stein gewachsen ist, soll Diptampulver in mit Honig gemischtem Essig geben und das öfter nüchtern trinken, und der Stein in ihm zerbirst, weil die Wärme des Diptams, vermischt mit der Schärfe des Essigs und der Wärme des Honigs, die Kraft des Steins bricht. …
Achtung – ich übernehme keinerlei Haftung für die Rezepturen!
Foto aufgenommen im Bibelgarten im St. Johanniskloster in Schleswig
Und der Mensch, bei dem der freis, der selega (Erysipel) heißt, aufzuschießen beginnt, soll rohe Akelei essen der freis wird verschwinden.
Auch der, bei dem Skrofeln zu wachsen beginnen, soll oft rohe Akelei essen, und die Skrofeln werden abnehmen. Denn Skrofeln sind nagender Schleim und werden von den guten Kräften dieses Krauts aufgelöst.
Und wer viel Phlegma auswirft, soll Akelei in Honig beizen und oft essen: Sie vermindert das Phlegma und reinigt ihn, weil die Kälte der Akelei, vermischt mit der Wärme des Honigs, das Phlegma, das von warmen und kalten Säften kommt, vermindert.
Wer aber Fieber hat, soll Akelei zerreiben und ihren Saft durch ein Tuch streichen und diesem Saft Wein beifügen und das oft so trinken, und es wird ihm besser gehen, weil dieses Kraut, mit der Wärme des Weines vermischt, die schädlichen Fiebergluten unterdrückt.
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Wissenswertes:
Symbol für Heiligkeit und Dreieinigkeit
Marienpflanze
im Mittelalter auf diversen Gemälden abgebildet
heilige Pflanze in der kabbalistischen Ligatur: AGLA = Atha gibbor leodam adonai = Du Held in Ewigkeit, mein Herr
Fotos: Renate Keim Ich freue mich, wenn Dir meine Fotos gefallen – unter Angabe der Quelle darfst Du sie gerne teilen.
Die Birke ist mehr warm als kalt und bedeutet das (Un)Glück. *
Wenn am Körper eines Menschen seine Haut rot und ausgebeult zu werden beginnt, als wollte sich dort eine Schwellung erheben oder als wollten Würmer ausbrechen, dann nehme man die Kätzchen oder Sprossen dieses Baumes, erwärme sie an der Sonne oder am Feuer und lege sie so warm auf die schmerzende Stelle, binde sie mit einem Tuch fest, tue das oft, und jene Schwellung wird verschwinden. Denn die Wärme dieses Holzes hat eine gute Ausprägung und einen guten Saft, und wenn sie an der Sonne oder am Feuer aktiviert und durch dieses Feuer schlechter Saft ausgekocht wird, dann vermindert sie die schädlichen Körpersäfte der aufkommenden Schwellung.
* Anmerkung in meinem Exemplar der Physica: „Die handschriftliche Überlieferung schwankt zwischen felicitas und infelicitas – wobei letztere Variante überwiegt.“
Mein Gedanke dazu: Könnte es sein, dass die Einordnung Gut/Böse mit der Farbe der Rinde zu tun hat? Die ist ja auch beides (weiß und schwarz) gleichzeitig.
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Die Mispel ist sehr heiß und bedeutet die Sanftheit. Ihre Rinde und Blätter aber taugen nicht sehr zur Arznei, weil ihre Wirkkraft ganz in ihrer Frucht ist.
Wer aber am Fieber leidet, soll ihre Wurzel zerkleinern und dieses Pulver in warmem Wein nüchtern und nach dem Essen und zur Nacht trinken und auch genau im beginnenden Anfall dieser Krankheit, und er soll das oft tun und er wird geheilt werden. Denn die Wärme dieses Baumes, vermischt mit der Wärme des Weines, vertreibt die unrechte Wärme und die unrechte Kält der erwähnten Fieber.
Die Frucht dieses Baumes ist für gesunde und kranke Menschen nützlich und gut, wie viel immer sie davon essen, weil sie mit ihren guten Kräften ihr Fleisch wachsen lässt und ihr Blut reinigt.
Hanf ist warm und wächst, wenn die Luft weder übermäßig heiß noch übermäßig kalt ist, und so ist auch seine Natur. Sein Samen hat heilende Wirkung und wirkt bei gesunden Menschen, wenn sie ihn essen, gesunderhaltend:
Er ist in ihrem Magen leicht und nützlich, indem er den Schleim ein wenig aus dem Magen entfernt, und er kann leicht verdaut werden, wenn der Mensch nicht sehr geschwächt ist, und er vermindert die schlechten Säfte und macht die guten Säfte stark. Und wenn jemand einen schwachen Magen hat, soll er Hanf in Wasser wie einen Brei kochen und essen, und er lässt ihn aufstoßen und bringt ihm auch eine leichte Verdauung. Wer aber sehr geschwächt ist, dem macht er auch im Magen etwas Schmerzen. Dem jedoch, der etwas schwach ist, schadet er gegessen nicht, wie oben gesagt wurde. Wer aber einen kalten Magen hat, soll Hanf in Wasser kochen, das Wasser ausdrücken und (den Brei) in ein Tüchlein einrollen und ihn oft so heiß über den Magen legen. Und da die Wärme dieses Samens durchdringend ist, erwärmt sie die Kälte des Magens und stärkt den Magen und bringt ihn zu seiner Funktion zurück.
Wer jedoch im Kopf krankt ist und ein leeres Gehirn hat, dem macht Hanf leicht ein wenig Kopfschmerzen, wenn er ihn isst; jenen aber, der einen gesunden Kopf und ein volles Gehirn hat, schädigt er nicht.
Ferner taugt der Stoff, der aus Hanf gemacht ist, zum Verbinden von Geschwüren, weil die Hitze in ihm gemäßigt ist.
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Das Veilchen ist zwischen warm und kalt. Aber es ist doch mäßig kalt und wächst von der Süße und Reinheit der Luft, wenn sich die Luft nach dem Winter eben erst zu erwärmen beginnt.
Es wirkt gegen die Verdunkelung der Augen. Nimm also gutes Öl und erwärme es entweder an der Sonne oder am Feuer in einem neuen Topf, und wenn es warm ist, gib Veilchen hinein, damit es davon dick wird. Gieß es in ein gläsernes Gefäß und heb es darin auf. Und reib zur Nacht mit diesem Öl deine Augenlider ein, aber so, dass es die Augen innen nicht berührt, und es wird die Dunkelheit der Augen vertreiben.
Wenn ein Mensch, der feurige Augen hat, mit diesen schlecht sieht und Schmerzen hat, soll er Veilchensaft nehmen und zweimal so viel Rosensaft und von Fenchelsaft ein Drittel (der Menge) an Rosensaft und füge dem ein wenig Wein hinzu. Und wenn er schlafen gehrt, soll er dieses Augenmittel um die Augen streichen und achtgeben, dass es die Augen nicht von innen berührt.
Auch ein Mensch, der Beschwerden an Kopf oder Nieren hat oder irgendwo von der Gicht geplagt wird, soll Veilchensaft durch ein Tuch streichen und hinreichend Bockstalg zufügen sowie halb soviel altes Schmalz. Das soll er zusammen in einer Schüssel schmelzen und so eine Salbe bereiten und sich mit dieser am Kopf oder wo er sonst Beschwerden hat, einreiben, und es wird ihm besser gehen.
Und wenn jemand an seinem Kopf Schmerzen hat oder wen die Krebse verzehren oder wenn jemand an seinem Körper Geschwüre hat, der soll Veilchensaft nehmen, zu einem Drittel dieses Saftes Olivenöl abwiegen und die Menge des Veilchensaftes an Bockstalg abmessen, das alles zusammen in einem neuen Topf zum Kochen bringen und eine Salbe bereiten. Und wer Kopfschmerzen hat, soll mit dieser Salbe die Stirn quer einreiben, und es wird ihm besser gehen. Aber auch über Stellen wo Krebs oder andere Parasiten den Menschen verzehren, soll man sich damit einreiben, und sie werden eingehen, wenn sie davon gekostet haben. Auch wo der Mensch an sonstigen Geschwüren leidet, soll er sich mit dieser Salbe einreiben, und er wird seine Gesundheit wiedererlangen.
Und wer am Dreitagefieber leidet, soll Veilchen und ein Drittel Wegerich und zweimal so viel Pfefferkraut wie Wegerich nehmen und diese Kräutlein mit Essig und trockenem Salz öfter essen und er wird geheilt werden.
Und wenn jemand durch die schwarze Galle mit Verdruss in seinem Sinn niedergedrückt ist und seine Lunge dadurch geschädigt wird, der soll Veilchen in reinem Wein kochen, sie durch ein Tuch seihen, diesem Wein Honig und Galgant zufügen sowie Süßholz soviel er will, und so einen Lautertrank herstellen und diesen trinken: Er bekämpft die Schwarzgalligkeit und macht ihn fröhlich und heilt seine Lunge.
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Der neunte Monat ist die Zeit der REIFE und zeigt sich nicht mehr schrecklich durch Unwetter. Allen überflüssigen Saft der Früchte, die zum Essen taugen, nimmt er weg. Denn er trägt alles sicher wie in einem Sack. Daher ist er auch in seinen Eigenschaften wie der Magen des Menschen, in dem mit der Hitze des Lebens und der anderen Eingeweide alles, was man ihm eingibt, durchgekocht wird; dieses Produkt aus Wärme und Kälte wird in festgesetzter Weise regelmäßig ausgeschieden. Aber dieser Vorgang wird manchmal durch Krankheit gestört, wie auch dieser Monat durch die vorausgehenden Unwetter bisweilen in seiner Regelmäßigkeit gestört wird.
Der Mensch erkennt auch durch den Tastsinn, was zum Essen reif ist, und verzehrt es, damit er nicht von unreifen Früchten in seinen Säften gestört wird und erkrankt, so wie auch dieser Monat den überflüssigen Saft der Früchte beseitigt. Er selbst strebt auch danach, sich nicht unmäßig, sondern richtig und ausreichend zu erholen, damit nicht seine Körpersäfte von verdorbenem Blut durcheinander gebracht werden. Auch alles Nützliche sammelt er sorgfältig für sich, wie jemand einen Gegenstand, den er liebt, sorgfältig einschließt, damit er ihm nicht weggenommen wird. So ist also der Mensch mit seinem Tastsinn dem Magen ähnlich, der das, was er aufnimmt in Wärme und Kälte maßvoll durchmischt, wieder ausscheidet, wie auch in diesem Monat alle Früchte sich reif zeigen, deren Saft später austrocknet.
Die Seele aber legt einen sehr starken Panzer an, der aufs sorgfältigste gewebt und zusammengefügt ist, nämlich die GEDULD. … Die Geduld ist mit der DEMUT in den Höhen, indem sie den Hochmut überwindet. … und so hält sie alle Werke im richtigen Maß gleichsam in der Reife. Was in Heiligkeit geschieht, heilt sie, indem sie es vor eitlem Ruhm schützt. Was in der Fäulnis der Sünden begangen wird, heilt sie, indem sei es von der Verzweiflung befreit. Die Geduld nämlich ist auf dem richtigen Weg …
Liber Divinorum Operum 1. Teil, 4. Vision
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