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Hildegard von Bingen Zitate

Über das Quecksilber

Die Erde enthält eine bestimmte Feuchtigkeit, aus der heraus Bäume und Kräuter und Gräser und alles, was auf der Erde wächst, grünen.
Diese Feuchtigkeit ist manchmal an bestimmten Orten ähnlich wie Spinngewebe und bringt bestimmte Würmchen hervor, die diesem ähneln und in dieser Feuchtigkeit und in diesem Gespinst liegen, bis sie zur vollen Größe heranwachsen.
Sie geben Schaum ab, und dieser ist äußerst unrein und kocht zu Quecksilber auf.

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Über den Stahl

Stahl ist sehr heiß und das, was am Eisenerz am stärksten ist.
Und er bezeichnet fast so etwas wie die Göttlichkeit Gottes, deshalb flieht und meidet der Teufel ihn.

Und wenn du Gift in Speise oder Trank vermutest, dann steck, wenn die Speise flüssig ist wie Gemüse (also warmes Mus) oder wie ein Süppchen, einen glühenden Stahl hinein, und wenn Gift darin ist, schwächt er es durch Verdünnen ab. Oder wenn die Speise trocken ist wie Fleisch oder Fisch oder Eier, dann steck den glühenden Stahl in Wein und gieß diesen Wein über die Speise, und wenn Gift darin ist, schwächt er es ab. Oder wenn es Brot ist, dann leg dieses Brot oder eine ähnlich trockene Speise in Wein, der mit einem glühenden Stahl erhitzt wurde, und wenn Gift darin ist, wird dieses darin unterdrückt, so dass es dem Menschen, der es isst, weniger schadet.
Tauch auch glühenden Stahl ins Getränk, sein es Wein oder Maulbeerwein oder Bier oder Wasser oder jedes beliebige Getränk, und wenn Gift darin ist, wird dieses sofort abgeschwächt.
Denn die Kraft des Stahls ist die stärkste Kraft, die nicht zu größerer Stärke von Metallen gesteigert werden kann.

Stahl ist auch die Grundlage aller zum Schneiden dienenden Eisenwaren und hat so große Stärke in sich, dass er, wenn seine Hitze am Feuer aktiviert wird, mit und ohne die Wärme des Weines Gifte abschwächt und sie durch seine gute Wärme und gute Kraft zunichte macht. Denn wenn am Feuer erhitzter Stahl in Speise oder Trank gesteckt wird oder wenn mit glühendem Stahl erhitzter Wein über Speisen – sei es Brot oder Fleisch oder Fisch oder andere derartige Speisen – gegossen wird und wenn dann Gift in ihnen ist, dann wird die Stärke des Giftes gebändigt und geschwächt, weil die Kraft des Stahls so groß ist, dass sie das Gift derart ausdörrt, dass es dem, der es isst oder trinkt, weniger schaden kann:
Wenn irgendein Mensch also vom so (behandelten) Gift gekostet hat, wird es ihn kaum zum Tod führen, auch wenn jener anschwellen oder einige Zeit geschwächt sein sollte; er wird trotzdem dem Tod entrinnen, wenn, wie beschrieben, jenes Gift mit glühendem Stahl abgeschwächt wurde.

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Über die Entstehung der Metalle

Als zu Anbeginn der Geist des Herrn über die Wasser getragen wurde und als das Wasser noch nicht Überschwemmungen anrichtete, sondern ohne die Unruhe der Überschwemmung blieb, ließ der Heilige Geist durch seinen Hauch die Wasser fließen, und so übergossen diese Wasser die Erde und festigten sie, damit sie nicht auseinander brach.

Und dann verwandelte sich dort, wo die feurige Kraft, die im Wasser fließt, die Erde durchdrang, das Feuer dieses Wassers zusammen mit der Erde, die es übergoss, in das Metall GOLD.
Wo aber die Reinheit des überfließenden Wasser die Erde durchdrang, dort wurde die Reinheit des fließenden Wassers zusammen mit der von ihr übergossenen Erde zum Metall SILBER.
Wo aber einen von Winden bewegte Wasserflut die Erde durchdrang, dort verwandelte sich diese Flut zusammen mit der Erde, die sie übergoss, in das Metall Stahl und EISEN. Deshalb sind auch Stahl und Eisen stärker als die übrigen Metalle, wie auch eine von Winden bewegte Wasserflut stärker ist als ruhige Lüfte. 

Und wie der Geist des Herrn die Wasser zum ersten Mal aufwogen ließ, so hat er auch den Menschen zum Leben erweckt und den Kräutern und Bäumen und Steinen die Grünkraft gegeben.